Aufgabe der Antriebe ist es die auftretenden Kräfte und Momente währende der Bearbeitung aufzunehmen. Die Momente, die die Antriebe in den einzelnen Achsen aufbringen müssen, hängen dabei von statischen und dynamischen Kräften, sowie dem Hebelarm ab. Zu den statischen Kräften zählen die Gewichtskräfte, die einerseits aus den Antrieben der Achsen selbst resultieren, als auch den Massen der Struktur. Während der Bearbeitung können die dynamisch schwellenden Bearbeitungskräfte ebenfalls in einen statischen und dynamischen Anteil unterteilt werden. Weitere dynamische Kräfte werden durch Trägheitseffekte der Achs- und Strukturmassen hervorgerufen. Aufgrund dieser Einteilung kann das Nennmoment der Antriebe über die zu erwartenden statischen Belastungen ermittelt werden. Die Antriebe müssen jedoch kurzzeitig bei starken Beschleunigungen ein größeres Moment bereithalten können, das Spitzenmoment, um die dynamischen Momente aufzunehmen.
Für eine erste Iteration werden Strukturmassen angenommen und Achsabstände definiert. Aufgrund des seriellen Aufbaus von Knickarmrobotern müssen die jeweiligen Achsen die Massen der zum TCP hin folgenden Antriebe mittragen. Deshalb werden für Handhabungsroboter üblicherweise Antriebe mit geringen Massen bevorzugt, da somit auch die dynamische Belastung abnimmt und höhere Beschleunigungen erreicht werden. Die Flexmatik 4.1 hingegen wird auf eine erhöhte Genauigkeit ausgelegt. Die Massen der Antriebe sind somit zwar nicht primär von Relevanz, die Kosten der Antriebe, die proportional zu ihrer Leistung sind, schon. Ebenfalls gilt es die Massen der Flexmatik 4.1 gering zu halten, um die Belastungen und somit auch Verformung der Linearachse gering zu halten.
Im Hinblick auf die zu erreichende Genauigkeit von ±0,1 mm am TCP sind entsprechende Messsysteme, als auch Regelkreisläufe seitens der Antriebe notwendig. In der reinen Positioniergenauigkeit sind Steuerung und Regelung weitestgehend antriebsunabhängig. Im Zeitpunkt des Eingriffs des Fräsers, wird die Belastung jedoch schlagartig erhöht. Bei derzeitigen Industrierobotern kommt es hierbei zu einer deutlichen Verlagerung des TCPs. Um diese Verdrängung kompensieren zu können, muss einerseits der Regler den Fehler schnell erkennen, zum anderen der Antrieb die neue Stellgröße auch schnell bereitstellen, ohne aufzuschwingen oder einen Fehler in der Bearbeitung zu generieren. Aus diesen Anforderungen heraus müssen Antriebe für die jeweiligen Achsen der Flexmatik 4.1 eruiert und gegenübergestellt werden. Zu diesen Antriebskonzepten gehören Antriebe mit steifen, spielfreien und abtriebsseitig geregelten Getriebeantrieben, Direktantriebe sowie eine Hybrid-Variante.
Antriebe mit spielfreien Getrieben und abtriebsseitigem Messsystem sind im Vergleich zu Direktantrieben weniger Steif. Regelungstechnisch können Getriebe als Tiefpass betrachtet werden, was vorteilhaft für den Aufbau des Reglers ist. Andererseits ist es eben dieser Effekt, der eine schnelle Reaktion auf z. B. den ersten Eingriff des Fräsers erschwert bzw. ausschließt. Direktantriebe hingegen können auf äußere Einflüsse direkt reagieren. Der steuerungs- und regelungstechnische Aufwand ist jedoch bedeutend größer, da das System zum Aufschwingen neigen kann und auch kleine hochfrequente Störgrößen ausgeregelt werden. Die Verformung und damit einhergehende Hysterese eines Getriebes würde diesen Effekt dämpfen. Der Bauraum, bzw. die Massen der einzelnen Konzepte sind in Abbildung 1 in den einzelnen Roboterachsen gegenüber gestellt. In dieser Darstellung ist, z. B. erkennbar, dass Direktantriebe für Achse 3 eine höhere Belastung auf die Achse 2 zur Folge haben als andere Antriebskonzepte.
Abbildung 1: Massenvergleich unterschiedlicher Antriebskonzepte
In weiteren Schritten gilt es zu analysieren in welchen Achsen das Verhalten eines Direktantriebes sinnvoll ist, oder wo eine Hybrid- oder Getriebelösung geeigneter ist.